Die mediane Gaumennaht wurde lange Zeit als größter Widerstand bei der Dehnung des Oberkiefers angesehen. Von Glassman et al. [3] wurde 1984 ein konservativ-chirurgisches Verfahren zur Gaumennahtspaltung vorgestellt, bei dem lediglich die laterale und vordere Abstützung des Oberkiefers chirurgisch geschwächt wird. Eine präoperativ einzementierte kieferorthopädische Apparatur wird bereits intraoperativ zur Weitung des Oberkiefers genutzt. Von 1991–1997 wurden in unserer Klinik 16 Patienten mit einem Oberkieferschmalkiefer und unterschiedlichen dysgnathen Ausgangsbefunden nach dem von Glassman et al. [3] beschriebenen Verfahren operiert. Die Dehnung des Oberkiefers erfolgte teilweise schon intraoperativ über die einzementierte Apparatur nach Derichsweiler und wurde postoperativ bis zum Erreichen des gewünschten Ergebnisses fortgeführt. Nach erfolgreicher Dehnung des Oberkiefers und einer Stabilisierungsphase wurden die Patienten mono- oder bimaxillar operiert. Bei 15 Patienten führte dieses Verfahren zu dem gewünschten Resultat. Die Weitung des Oberkiefers wurde anhand von Modellen durch Bestimmung der vorderen und hinteren Zahnbogenbreite prä- und postoperativ sowie postoperative Röntgenaufnahmen (Oberkieferaufbiß) objektiviert. Bei einem Patienten, der im Alter von 38 Jahren operiert wurde, kam es aufgrund der bereits abgeschlossenen Verknöcherung der medianen Gaumennaht zu einer einseitigen Alveolarfortsatzfraktur. Das Verfahren der chirurgisch unterstützten Weitung des Oberkiefers durch Schwächung der lateralen und vorderen maxillaren Abstützung in Höhe der Le-Fort-I-Ebene ist bei Patienten vor Vollendung des 30. Lebensjahrs geeignet. Bei älteren Patienten sollte zusätzlich die mediane Gaumennaht durchtrennt werden.