Es wird zunächst aufgezeigt, daß Krankenhäuser nicht ausschließlich zweckorientierte, rationale Organisationen sind, sie weisen vielmehr dynamische Strukturen auf. Friktionen zwischen den verschiedenen Berufsgruppen — wie zwischen Ärzteschaft und Pflegepersonal — gehören zum Organisationsalltag. Allerdings werden nicht die „wahren Strukturen” unter den Akteuren reflektiert, vielmehr profitieren alle von einem „Rationalitätsmythos”, der im Krankenhaus durch eine medizinisch-naturwissenschaftliche Arbeit stabilisiert wird. Die mit dem Rationalitätsparadigma aufrechterhaltenen Leitbilder (Objektivität, Zielgerichtetheit usw.) verfestigen auch Vorurteile gegenüber Frauen (Subjektivität, Unstrukturiertheit usw.): Weibliche Führungskräfte generell und speziell auch Frauen in der Pflegedienstleitung sind diesen Mechanismen ausgesetzt. Wenn Frauen organisations-entscheidende Arbeiten, wie Managementaufgaben, übernehmen sollen, müssen sie eher mit Mißtrauen als Vertrauen rechnen. Diese Annahme wird nicht nur theoretisch, sondern auch anhand von Interviewergebnissen aus Gesprächen mit Pflegedirektorinnen reflektiert. Eine Diskussion zur Akademisierung in der Pflege unter Einbezug der Untersuchungsergebnisse beschließt den Aufsatz.