Bei der Ätiopathogenese der Altersdemenz wurden lange Zeit die vaskuläre Demenz und die Alzheimerdemenz als entgegengesetzte Pole verstanden. An diesem Paradigma orientiert sich die Differenzialdiagnostik mittels der Ischämie-Skala nach Hachinski (HIS), anhand derer zwischen beiden Haupt-Demenzformen unterschieden werden soll. Die aktuelle Demenzforschung favorisiert allerdings im Sinne eines Paradigmenwechsels als Hauptform der senilen Demenz eine gemischte vaskulär-degenerative Pathogenese. Vor diesem Hintergrund lautet die Fragestellung unserer „Follow-up“-Studie: Verkürzt zerebrovaskuläre Morbidität die Überlebenszeit Demenzkranker? Zur Evaluation zerebrovaskulärer Morbidität verwendeten wir die 18-Punkte-Ischämie-Skala nach Hachinski (HIS). Insofern benutzten wir die HIS nicht zu ihrem ursprünglichen Zweck (Differenzialdiagnose), sondern – einem nosologischen Kontinuitätsmodell zufolge – zur Abschätzung der „Vaskularität“. Für 173 Patienten mit Alzheimerdemenz oder vaskulärer Demenz (ICD-10-Nummern F00 und F01) wurde die Überlebenszeit ermittelt und mit dem Ischämie-Score nach Hachinski (IS) korreliert. Unter Anwendung des Cox-Modells wurden Sterberisiken ermittelt. Die Hazard-Ratio nach Cox beträgt 1,038, was einem um 3,8% höherem Sterberisiko pro einzelner Punkterhöhung auf der HIS entspricht. Die Cox-Regression bestätigt trendmäßig die Ausgangshypothese, verfehlt jedoch mit einem p von 0,092 das Signifikanzniveau. Die vaskuläre Komponente von Demenzerkrankungen bringt eine Verkürzung der Überlebenszeit mit sich. Weiterführende Studien unter Verwendung bildgebender Verfahren könnten hilfreich sein, um Prognostik und differentielle Interventionsstrategien bei Demenz zu optimieren.
