Einleitung: IL-12 (p70) ist ein heterodimeres Cytokin, das aus einer leichten Aminosäurekette (p35) und einer schweren Kette (p40) besteht. Die Rolle von IL-12 in der posttraumatisch erworbenen Immundysregulation ist bezüglich der systemischer Konzentrationen und der Freisetzung aus peripheren Leukocyten widersprüchlich. Methoden: Plasma-Spiegel von IL-12 wurden täglich bei 37 Polytrauma-Patienten (mittlerer ISS 33,9) während des intensiv-stationären Aufenthalts im Vergleich zu gesunden Probanden mittels ELISA gemessen. Die Patienten wurden hinsichtlich der mittleren IL-12-Spiegel als Patienten mit erhöhtem IL-12 (Gruppe 1, n = 7), erniedrigtem IL-12 (Gruppe 2, n = 4) oder IL-12 im Normbereich (Gruppe 3, n = 26) eingeteilt. Ergebnisse: Patienten der Gruppe 1 hatten erhöhte IL-12 Spiegel (max. p70 > 1000 pg/ml, p40 > 2500 pg/ml). Als klinische Gemeinsamkeit fand sich bei Patienten der Gruppe 1 (85 % Überlebende) stets ein beatmungspflichtiges Thoraxtrauma mit Pneumonie. Patienten mit IL-12 im Normbereich zeigten alleiniges Thoraxtrauma bzw. Pneumonie ohne Thoraxtrauma. Patienten mit erniedrigten IL-12 hatten Thoraxtrauma mit Pneumonie aber verstarben alle. Die Patientengruppen unterschieden sich signifikant hinsichtlich Dauer des intensiv-stationären Aufenthalts, des TISS, des MODS-Score, des respiratorischen Quotienten aber nicht im ISS, den mittleren CRP-Werten und Leukocytenzahlen. Korrelationsanalysen ergaben keinen Zusammenhang von systemisch veränderten IL-12-Spiegeln zu den klinischen Parametern mit Ausnahme einer negativen Korrelation der p70-Spiegel zum ISS (r = –0,785) und MODS-Score (r = -0,314) in Gruppe 1. Schlussfolgerungen: Nach Polytrauma ist nicht von einer allgemeinen Suppression der IL-12 Synthese auszugehen. Patienten mit normalen oder erhöhten IL-12-Spiegeln haben eine gute Prognose, während bei Patienten mit signifikant erniedrigtem IL-12 mit einer erhöhten Mortalität zu rechnen ist.