Seit etwa 15 Jahren hat sich die Genomforschung auf die Suche nach genetischen Risikofaktoren für häufige Krankheiten konzentriert, jedoch ohne großen Erfolg. Erst seit kurzem scheint sich das Blatt zu wenden, vor allem durch die Einführung von hochdichten DNS-Rastern zur Typisierung von „single nucleotide polymorphisms“ (SNPs) und durch Untersuchung sehr viel größerer Kohorten als bisher. Die meisten der bisher gefundenen genetischen Risikofaktoren sind jedoch nur für einen kleinen Teil des gesamten genetischen Risikos verantwortlich und ihr diagnostischer Wert ist vernachlässigbar. Es gibt Grund zu der Annahme, dass die Komplexität vieler „multifaktorieller“ Krankheiten primär auf genetische Heterogenität zurückgeht, also auf Defekte in verschiedenen Genen, welche dieselbe Krankheit verursachen. Darüber hinaus konnten neu auftretende submikroskopische Deletionen und Duplikationen als eine wichtige, bisher unbekannte Ursache für geistige Behinderung und andere komplexe Krankheiten identifiziert werden, und in mehreren Fällen konnten die damit assoziierten klinischen Befunde auf Störungen einzelner Gene zurückgeführt werden. Diese Befunde sprechen dafür, die Untersuchung der bisher vernachlässigten monogenen Krankheiten in den Mittelpunkt der Genomforschung zu stellen. U. a. durch die Einführung neuartiger Hochdurchsatz-Sequenziertechnologien ist die Aufklärung von Erbkrankheiten viel einfacher und billiger geworden mit weit reichenden Konsequenzen für die Diagnostik und Prävention genetisch bedingter Störungen, aber auch für die Krankenversorgung allgemein (Ropers, 2007).