Durch den Fortschritt der konventionellen Medizin und gestiegene Sicherheitsanforderungen können die Drogen der chinesischen Arzneitherapie nicht unbesehen in die heutige Zeit fortgeschrieben werden. Viele aktuelle Werke der chinesischen Medizin tradieren jedoch klassische Rezepturen unter Einbeziehung obsoleter Bestandteile, ohne eine klare Position dazu zu beziehen und Alternativen für diese zu benennen. Die 3. Auflage der Materia Medica von Bensky, Clavey und Stöger [1] tat einen wichtigen Schritt nach vorn, indem sie Drogen, die die Autoren als obsolet einstufen, in einem eigenen Kapitel zusammenfasst. Die vorliegende Arbeit unterzieht die folgenden Drogen einer toxikologischen Überprüfung: Cinnabaris (Zhusha), Calomel (Qingfen), Realgar (Xionghuang), die in der chinesischen Medizin üblichen Aristolochia-Drogen, Tripterygii wilfordii Radix (Leigongteng), Borax (Pengsha), Papaveris Pericarpium (Yingsuke), Strychni Semen (Maqianzi), Lithargyrum (Mituoseng) und Minium (Qiandan). Im Ergebnis bestätigt sich die Einschätzung der genannten Drogen als obsolet, wobei die Aufstellung von Bensky et al. um die mineralische Droge Minium (Qiandan) erweitert wird. Die Aufzählung obsoleter Drogen muss damit nicht erschöpfend sein. Von der Anwendung der genannten Arzneien ist dringend abzuraten. In der Praxis der chinesischen Medizin in Europa spielen diese Drogen allerdings keine oder kaum noch eine Rolle.