Compliance ist das Ausmaß,in dem einer Empfehlung gefolgt
wird. Es ist davon auszugehen, dass die Compliance für kaum eine
Hygienerichtlinie bei 100% liegt. Die Faktoren, die die
Compliance beeinflussen, können auf verschiedenen Ebenen des
Gesundheitssystems liegen. Auf der Ebene des individuellen
Mitarbeiters sind dies beispielsweise die Einsicht in die
Notwendigkeit, positives oder negatives Feedback oder
Rollenmodelle. Die Institution muss die strukturellen
Vorbedingungen schaffen, die die Einhaltung von Richtlinien erst
ermöglichen, und wird dies in Abhängigkeit von der
Verbindlichkeit der Richtlinie und von finanziellen Aspekten
tun. Eine Richtlinie muss zudem mit gesellschaftlichen
Vorstellungen übereinstimmen, um breite Akzeptanz zu finden.
Stellt man durch direkte oder indirekte Beobachtung fest, dass
die Compliance unter dem erwarteten Niveau liegt, kann eine
Verbesserung durch Interventionsprogramme erreicht werden. Ein
langfristiger Erfolg ist am ehesten zu erzielen, wenn
unterschiedliche Faktoren auf möglichst allen Ebenen des Systems
berücksichtigt werden. Dabei ist maßgeblich, dass das Ziel des
Programms klar definiert ist, die betroffenen Personen mit den
Zielen einverstanden sind und die Institution das Ziel hoch
einschätzt. Zu den möglichen Strategien zur Verbesserung der
Compliance zählen Maßnahmen auf der Ebene der Mitarbeiter, z. B.
Schulungen sowie Verbesserungen der Struktur durch die
Institution, z. B. administrative Sanktionierung oder Belohnung.
Auf der gesellschaftlichen Ebene ist es die Einflussnahme auf
die Erwartungshaltung des Patienten. Solange keine
bahnbrechenden Innovationen den Schutz der Patienten vor
nosokomialen Infektionen weiter verbessern helfen, hängt die
Reduktion nosokomialer Infektionsraten am ehesten von der
Compliance bei der Umsetzung bestehender Richtlinien ab.