Im Bereich der Evaluation von Straftäterbehandlung dominiert nach wie vor die Legalbewährung in den Jahren nach Entlassung als wichtigstes Erfolgskriterium. Auch wenn Metaanalysen positive Effekte in Bezug auf die Rückfälligkeit zeigen, ist oft unklar, inwieweit sich die in der Behandlung bearbeiteten kriminogenen Risikofaktoren tatsächlich verändert haben. Kaum untersucht wurde bisher auch, ob sich mögliche Veränderungen dieser Merkmale zwischen verschiedenen Deliktgruppen unterscheiden. Diese beiden Fragestellungen werden in der vorliegenden Studie anhand von auf Selbsteinschätzung beruhenden Prä-Post-Erhebungen kriminogener Merkmale an sozialtherapeutisch behandelten sowie im Regelvollzug verbliebenen Sexual- und Gewaltstraftätern untersucht. Die Analysen belegten prosoziale Verbesserungen einiger kriminogener Merkmale wie z. B. Selbstkontrolle, Erregbarkeit oder Neurotizismus, diese Verbesserungen unterschieden sich jedoch selten zwischen den in der Sozialtherapie und den im Regelvollzug untergebrachten Probanden. Auch hinsichtlich der Unterscheidung Sexual- vs. Gewaltstraftäter ergaben sich kaum differenzielle Veränderungen, jedoch fanden sich signifikante Interaktionen zwischen Vollzugs- und Deliktart bei den Merkmalen Selbstkontrolle, Aggressivität und Neurotizismus. Während sozialtherapeutisch behandelte Gewaltstraftäter stärkere Veränderungen in prosozialer Richtung zeigten als Gewaltstraftäter des Regelvollzugs, ergab sich bei Sexualstraftätern der entgegengesetzte Trend. Mögliche Erklärungsansätze für diese Ergebnisse werden diskutiert. Insgesamt sind umfassendere Strategien der Evaluation notwendig, um die durch Straftäterbehandlung beabsichtigten Veränderungen zu messen und darauf aufbauend die Interventionen optimieren zu können.