Die Arzt-Patient-Beziehung rückt als sog. weicher Faktor für die therapeutische Arbeit, inbesondere in der Allgemeinmedizin, immer mehr in den Fokus. Dabei wird von vielen Seiten betont, dass diese Beziehung kooperativ sein soll. Durch die neueren Forschungen von Michael Tomasello gerät dabei die gemeinsame Intentionalität und damit die Motivation als Grundlage für eine erfolgreiche Kooperation ins Blickfeld. Mit Hilfe von Erkenntnissen des neuropsychologischen Zusammenwirkens von Annäherungs- und Abwendungsmotivation können wir jetzt besser verstehen, wie und warum die Arzt-Patient-Kooperation schlecht oder gut funktioniert. Wenn ein Arzt oder Patient in einem überwiegenden Abwendungsmodus ist oder beide unterschiedliche, attraktive Ziele haben, ist eine schlechte Kooperation absehbar. Für eine erfolgreiche Kooperation ist eine gemeinsame Intentionalität zur Annäherung an Gesundheit ausschlaggebend. Die Intention steuert auch unser implizites Verhalten sowie viele vegetative Funktionen. Eine gemeinsame Intentionalität ist sozusagen der Ursprung und die Basis von lebendiger kreativer Kooperation. Wenn diese stimmig ist, kann die Kooperation als Selbstregulation ablaufen. So erscheint es von Bedeutung für eine salutogene Arzt-Patient-Kommunikation, Sensibilität und Achtsamkeit sowohl für die eigene als auch für die Intentionalität des Patienten wie auch für die gemeinsame zu kultivieren.