Das Behandlungskonzept der Osseointegration basiert darauf, Implantate im knöchernen Lager stabil zu verankern und diese Stabilität während der funktionellen Belastung langfristig aufrechtzuerhalten. Die chirurgische Aufbereitungstechnik strebt dabei an, eine biomechanisch stabile Implantatverankerung zu erreichen. Ziel dieser Studie war es, die primäre Implantatstabilität nach unterschiedlicher Vorbehandlung des Knochenlagers in Abhängigkeit von der Implantatlänge in vitro zu evaluieren. Dazu wurden insgesamt dreißig Schraubenimplantate (Durchmesser 4,1 mm, Länge: 14, 12, 10, 8 mm, SLA-ITI®) in frisch explantierte Unterkiefer von fünf Minischweinen inseriert. Die Vorbereitung des Implantatlagers erfolgte durch Bohren (Gruppe A), Bohren und Gewindeschneiden (Gruppe B) sowie Bone Condensing (Gruppe C). Evaluiert wurde die Implantatfestigkeit durch Ausdrehversuche und Resonanzfrequenzanalyse. Die Primärstabilität wies eine deutliche Abhängigkeit sowohl von der chirurgischen Vorbehandlung als auch von der Implantatlänge auf. Die größte Stabilität im Sinne des maximalen Ausdrehmomentes ergab sich für die Implantate, die ohne weitere Vorbehandlung inseriert wurden. Zwischen der Gruppe A (507±57 Nmm) und der Gruppe C (240±31 Nmm) war beim maximalen Ausdrehmoment ein signifikanter Unterschied von p<0,05 und zwischen Gruppe B und C ein signifikanter Unterschied von p<0,05 festzustellen, während sich zwischen Gruppe A und B (466±45 Nmm, p=0,39) kein signifikanter Unterschied zeigte. Der Mittelwert der Resonanzfrequenzanalyse (RFA-Wert) bei den gebohrten Implantatlagern betrug 6000±469 Hz, bei den Implantatlagern mit zusätzlichem Gewindeschnitt 5700±557 Hz und bei den kondensierten Implantatlagern 5540±527 Hz. Die höchste Primärstabilität mit enossalen Implantaten lässt sich durch einfaches Bohren des Implantatlagers erzielen; der zusätzliche Gewindeschneider reduziert die Primärstabilität. Die Anwendung von Bone Condensern verringert die Primärstabilität signifikant.