Der SF-36 ist ein weit verbreitetes Instrument zur Messung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, das mit seinen 36 Fragen 8 Dimensionen [Körperliche Funktionsfähigkeit (PF), Körperliche Rollenfunktion (RP), Körperlische Schmerzen (BP), Allgemeiner Gesundheitszustand (GH), Vitalität (VT), Soziale Funktionsfähigkeit (SF), Emotionale Rollenfunktion (RE), Psychisches Wohlbefinden (MH)] von selbst berichteter Gesundheit abdeckt. Um die Anzahl der Dimensionen zu reduzieren, wurde mit den Daten des US-amerikanischen SF-36-Surveys eine Hauptkomponentenanalyse durchgeführt. Die 2 orthogonalen Hauptkomponenten, die durch eine gewichtete Aufsummierung der Originalskalen des SF-36 definiert sind, lassen sich als körperliche (PCS) bzw. psychische (MCS) Komponenten interpretieren. Die Durchführung analoger Hauptkomponentenanalysen für 9 europäische Länder-Surveys aus den Jahren 1994–1996 ergaben jeweils dieselben Hauptkomponenten mit landesspezifischen Gewichten bei der Aufsummierung der SF-36-Skalen. Da sich diese Gewichte jedoch nur geringfügig von den US-amerikanischen unterschieden, wurde im Interesse einer internationalen Vergleichbarkeit und einer Vereinfachung der Berechnungsprozeduren empfohlen, generell die amerikanischen Gewichte zur Kalkulation der beiden Summenscores PCS und MCS zu verwenden. In dieser Arbeit werden die Berechnungen für eine neue Bevölkerungsstichprobe aus dem Jahr 1998 nachvollzogen und neue deutsche Gewichte berechnet. Durch einen Vergleich mit den amerikanischen Gewichten aus dem Jahr 1994 und mit Ergebnissen für die Bevölkerungsstichprobe aus dem Jahr 1998 werden Pro und Kontra der Verwendung amerikanischer Gewichte erneut diskutiert. Im Ergebnis erscheinen die amerikanischen Gewichte für internationale Vergleiche weiterhin akzeptabel. Die getrennte Betrachtung von körperlicher und psychischer Gesundheit für Männer und Frauen vermittelt unter Umständen mehr Einblick in geschlechtsspezifische Veränderungen. Für die deutsche Normpopulation von 1998 werden in dieser Arbeit die beiden Summenscores geschlechtsspezifisch berechnet und die Gewichte zur Anwendung in weiteren Untersuchungen publiziert. Im Sinne des Gender Mainstreamings sollte auch bei der Lebensqualitätsforschung dieser Zugang Berücksichtigung finden. In Anbetracht der vielfältigen methodischen und inhaltlichen Schwierigkeiten bei der Verwendung der Summenskalen für körperliche und psychische Gesundheit erhebt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Verwendung der Summenskalen anstelle der Originalskalen des SF-36.