Der Artikel befasst sich mit der Beziehung zwischen Kunst und Religion in der Philosophie des französischen Phänomenologen Michel Henry. Henry entwickelt eine Philosophie der Kunst, indem er Kandinskys Kunsttheorie auf der Grundlage seiner Phänomenologie des Lebens interpretiert. Kunst ist ein Ausdruck von Leben bzw. Subjektivität. Unter Leben oder Subjektivität versteht Henry die passive Selbstaffektion des Subjekts diesseits intentionaler Selbstreferenz. Selbstaffektion ist nach Henry nur möglich, wenn sich das Individuum, indem es sich auf sich selbst bezieht, gleichzeitig auf das absolute Leben bezieht. Unter Religion aber versteht Henry diese Bindung des Individuums an das absolute Leben. Indem Kunst Ausdruck des Lebens ist, ist sie somit zugleich ein Ausdruck von Religion.