Die Pharmakogenetik, bei der es hauptsächlich um die Wirksamkeit und Sicherheit von Arzneimitteln ghet, wird die Gesundheitsversorgung der Zukunft verändern. Das immer bessere Verständnis der genetischen Grundlage der Reaktion auf Arzneimittel und die Nutzung dieses Wissens, um das Ansprechen des einzelnen Patienten vorherzusagen, bieten neue Chancen, den sich wandelnden Erfordernissen der Gesundheitssysteme und den ihnen gegenüber erhobenen Forderungen gerecht zu werden. Für den einzelnen Patienten dürfte sich insgesamt eine bessere Lebensqualität ergeben, wenn der Arzt die jeweils wirksamste und sicherste Therapie auswählen kann. Die Kosten der Patientenbeurteilung werden allerdings dem zusätzlichen therapeutischen Nutzen und den Einsparungen gegenüber gestellt werden müssen, die sich aus der Vermeidung unnötiger und ungeeigneter Medikationen und unerwünschter Arneimittelnebenwirkungen ergeben. Auch die Möglichkeit, dem Patienten von vornherein die richtige Dosis zu verabreichen und ein “Herumprobieren” zu vermeiden, ermöglicht potentielle Kostensenkungen, da für eine zufrieden stellende Behandlung weniger Arztbesuche erforderlich sein werden. Die Anwendung der Pharmakogenetik auf die Arzneimittelentwicklung bietet die Aussicht, den Entwicklungsprozess zu straffen. Eine Differenzierung bei den Krankheiten und Therapien kann zu einer Schichtung der Patientengruppe führen, und möglicherweise stellen diese feiner aufgegliederten Indikationen für die Pharmaindustrie im Rahmen ihrer derzeitigen Marketingpraxis keine kommerziell attraktiven Märkte dar. Die Fähigkeit aber, treffsicherer auf die Patienten einzugehen, könnte innerhalb eines bestimmten Marktsektors von beträchtlichem kommerziellem Wert sein. Es werden Veränderungen in der Gesundheitspolitik und den Strukturen des Gesundheitswesens erforderlich werden, damit kurzfristige Haushaltszwänge nicht den Vorrang vor mittel- bis langfristigen Vorteilen haben. Um das Potential der Pharmakogenetik zu erschließen, werden maßgeschneiderte Kommunikations- und Aufklärungsprogramme für die Hauptbeteiligten erforderlich sein, also Patienten und Patientengruppen, Leistungserbringer, Regulierungsbehörden, die Gesundheitsbranche (Biotechnologie-, Pharma- und Diagnostikunternehmen), Kostenträger, staatliche Stellen und Universitäten. Die Pharmakogenetik dürfte entsprechend dem Bedarf, ihrer klinischen Validität und ihrem Wert eingeführt werden, wobei die Mittel zuerst für Krankheiten aufgewandt werden dürften, bei denen es entscheidend darauf ankommt, von Anfang an das richtige Medikament in angemessener Dosierung zu verschreiben, z. B. bei Krebs.