Neuropsychologische Störungen finden sich häufig bei älteren Patienten mit Hirninfarkt. Gleichzeitig leiden 50–80% dieser Patienten an einer relevanten Schlafapnoe. Zahlreiche geriatrische Patienten zeigen ausgeprägte zyklische nächtliche Sauerstoffentsättigungen. Einzelfallstudien konnten eine erhebliche Besserung kognitiver Funktionen nach nCPAP Therapie bei Patienten mit Hirninfarkt nachweisen, was auf eine potentiell reversible, apnoeinduzierte Komponente hinweist. Die nCPAP-Therapie wird allerdings von den meisten Betroffenen abgelehnt. Aufgrund der Häufigkeit und Relevanz der Störung für das Therapieergebnis und die Prognose untersuchten wir prospektiv den Einfluß einer Sauerstoffinhalation auf kognitive Funktionsstörungen bei Patienten mit Hirninfarkt und obstruktiver Schlafapnoe (RDI>10), die eine nCPAP Therapie abgelehnt hatten. 29 Patienten erhielten über eine Mundnasenmaske 8 Tage lang eine nächtliche Sauerstoffinhalation, wobei sie randomisiert einer Gruppe mit 3,01 O2/min (Verumgruppe, n=15) oder einer Gruppe 0,51 O2/min (Kontrollgruppe, n=14) zugeordnet wurden. Die kognitive Funktion wurde mit dem Leistungsprüfsystem LPS50+ und dem Alterskonzentrationstest AKT nach Gatterer gemessen. Polysomnographisch gemessene Apnoeindizes, Arousalfrequenzen und Schlaflatenzen zeigten zu Beginn keine Mittelwertsunterschiede zwischen den Gruppen und veränderten sich nicht unter Sauerstoff. Die mittlere nächtliche Hypoxämiezeit nahm unter Sauerstoff signifikant ab, die mittlere Sauerstoffsättigung signifikant zu. Die kognitiven Funktionstests zeigten unter 3l/min Sauerstoff eine signifikante Besserung, während unter 0,5 l/min Sauerstoff keine relevante Veränderung erkennbar war. Je nach Testart zeigten bis zu 53% der Patienten unter der höher dosierten Sauerstoffgabe eine relevante Verbesserung der Hirnleistungsparameter. Bei ca. 50% der Patienten stellte sich unter Gabe von 3l/min Sauerstoff keine relevante Verbesserung ein. Die nächtliche Sauerstofftherapie ist in der Lage, kognitive Leistungen bei Patienten mit Schlaganfall, obstruktiver Schlafapnoe und Hypoxämie zu verbessern. Der Effekt ist überwiegend Folge der Verbesserung der nächtlichen Oxigenierung. Die Schlaffragmentation konnte nicht gebessert werden, denn die Arousalfrequenz und Apnoeindizes veränderten sich nicht. Auch die Schlaflatenz blieb unverändert. Weitere Studien an größeren Kollektiven mit Langzeitverlauf müssen klären, ob die supportive Sauerstoffgabe eine effektive Therapieform bei Ablehnung von nCPAP-Therapie darstellt. Die Ergebnisse rechtfertigen bislang nur eine kurzfristige Sauerstofftherapie bei einzelnen Patienten, wenn der Effekt mit neuropsychologischen Methoden nachweisbar ist. Das Problem ist von erheblicher Relevanz für die Therapie neuropsychologischer Störungen bei Patienten mit Hirninfarkt und muß in prospektiven Studien an größeren Kollektiven weiter untersucht werden.