Antiarrhythmisch wirksame Substanzen werden entsprechend definierter elektrophysiologischer Effekte am Myokard in 4 Vaughan Williams-Klassen (I bis IV) eingeteilt. Diese Einteilung entspricht auch im wesentlichen dem Hauptangriffsort der Substanzen (myokardiale Natrium-, Kalium-, Calcium-Kanäle und β-adrenerge Rezeptoren). Eine detailliertere Charakterisierung hinsichtlich aller möglichen kardialen Wirkorte der Substanzen bietet das “Sicilian-Gambit”-Schema. Die Eignung der Substanzen für die Behandlung einer klinischen Arrhythmie muß von den elektrophysiologischen Effekten abgeleitet werden. Entscheidend für die antiarrhythmische bzw. proarrhythmische Wirkung von Antiarrhythmika ist die Frequenzabhängigkeit der Wirkung. Dies gilt besonders für Klasse-I- und Klasse-III-Substanzen. Klasse-I-Antiarrhythmika (Natrium-Kanal-Blockade) weisen eine direkte Frequenzabhängigkeit auf, d.h. Zunahme der Wirkung bei Frequenzsteigerung. Eine Subklassifizierung kann deshalb entsprechend der Frequenz-Wirkungs-Beziehungen erfolgen, die entweder als “exponentiell”, “linear” oder “saturiert” eingestuft werden kann. Klasse-III-Antiarrhythmika (Kalium-Kanal-Blockade) werden zusätzlich entsprechend der beeinflußten Kalium-Auswärtsstrom-Komponente unterteilt. Substanzen, die selektiv die schnell aktivierende Komponente, IKr, inhibieren, weisen eine inverse Frequenzabhängigkeit auf, d.h. eine Abnahme der Wirkung bei Frequenzsteigerung. Unter Bradykardie kann deshalb eine ausgeprägte Verlängerung der Aktionspotentialdauer auftreten, die zu frühen Nachdepolarisationen und getriggerter Aktivität bzw. Torsades-de-pointes-Arrhythmien führen kann (erworbenes QT-Syndrom). Klasse-III-Substanzen, welche die langsame Komponente, IKs, inhibieren, sind weniger gut untersucht. Tierexperimentelle Befunde lassen auf eine weitgehend frequenzunabhängige Wirkung schließen. Ob hierdurch proarrhythmische Effekte vermieden werden können, bleibt abzuwarten.