In Emile Zolas Roman uber ein Kaufhaus, Au Bonheur des Dames (1883), erscheint die Mode in Gestalt einer mysteriosen Allegorie: Sie wird als Vampir inszeniert, der ihren Ort, das titelgebende Warenhaus, heimsucht. Schaufensterauslagen sehen aus wie geopferte Jungfrauen; im Keller ruhen die Waren kalt und steif in Kartons wie in Sargen; wenn sie die Stoffe betasten, fuhlen die Kundinnen ihr Blut pulsieren; in den Umkleidekabinen spielen sich orgiastische, sadomasochistische Szenen ab. Anhand historischer Karikaturen hat der Sozialwissenschaftler Eduard Fuchs (1906) gezeigt, da beta Vampire, Teufel und andere Monstren lange als Referenzen der Mode dienten. Doch Zola hat in seinem Roman die notorische Figur des Vampirs nicht lediglich fortgeschrieben - er hat sie bekehrt. Denn die sinnlichen Reize seines Kaufhauses wirken durchaus therapeutisch. Sie befriedigen die Kundinnen und machen sie glucklich. Positiv wirkt sich das Geschaft auch auf die Beschaftigten aus, die aus ihm ihre Unabhangigkeit beziehen. Erscheint das "Paradies der Damen" zunachst als unheimliches Freudenhaus, so entwickelt es sich zu einer realen Utopie: zur Buhne weiblicher Emanzipation.