Diabetes mellitus ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die mit zahlreichen Komplikationen verbunden ist, darunter auch die diabetische Keratopathie. Diese oft unterschätzte Erkrankung kann zu verminderter Hornhautsensibilität, neurotrophen Ulzera und potenziell sehbedrohenden Infektionen führen. In dieser retrospektiven Analyse der Untergruppe von 136.992 maschinenlesbaren Gesundheitsakten, rekrutiert aus allen Patienten, die zwischen Januar 2003 und Februar 2024 in unserer Hochschulambulanz vorstellig waren, untersuchten wir die Assoziation zwischen Diabetes mellitus, neurotropher Keratopathie und Hornhautulzera. Von den Patienten wiesen 3168 Hornhautulzera (Prävalenz: 2,3 %) und 11.338 Diabetes mellitus (8 %) auf. Die Ergebnisse zeigten, dass Diabetes mellitus das Risiko für Hornhautulzera (OR 1,18; 95 %-KI 1,04–1,32) und neurotrophe Keratopathie (OR 1,78; 95 %-KI 1,20–2,56) signifikant erhöht. Zudem waren höheres Alter und männliches Geschlecht Risikofaktoren. In der umgekehrten Analyse zeigten sich Hornhautulzera als signifikante Prädiktoren für das Vorliegen eines Diabetes mellitus. Unsere Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit regelmäßiger augenärztlicher Kontrollen und Diabetes-mellitus-Screenings bei Patienten mit erworbenen Hornhautwundheilungsstörungen, um frühzeitig zu intervenieren und schwere Folgen wie einen Visusverlust zu verhindern.