Global stellen kardiovaskuläre Erkrankungen unverändert die Haupttodesursache dar. Modifizierbare kardiovaskuläre Risikofaktoren sind seit vielen Jahren gut definiert und einer multimodalen Therapie zugänglich. Insbesondere bezüglich einer pharmakologischen Beeinflussung atherogener Lipoproteine und vor allem der Low-density-Lipoprotein(LDL)-Cholesterin-Konzentration haben sich die Therapieoptionen in den letzten Jahren erheblich erweitert, einhergehend mit einer Intensivierung der entsprechenden Behandlungsziele, die im klinischen Alltag jedoch nur unzureichend erreicht werden. Aktuelle Präventionsleitlinien der European Society of Cardiology (ESC) definieren Gruppen von Patient*innen, die entsprechend ihrem individuellen kardiovaskulären Risiko erfasst und einer an dieses Risiko angepassten lipidsenkenden Therapie zugeführt werden mit dem Ziel der Vermeidung einer Übertherapie bei niedrigem/moderatem Risiko wie auch einer Untertherapie bei hohem/sehr hohem Risiko. Neben der Sekundärprävention bei Patient*innen mit bereits etablierter kardiovaskulärer Erkrankung erfolgt in der Primärprävention die Anwendung altersadaptierter Risikostratifizierungsalgorithmen zur Abschätzung des 10-Jahres-Risikos (beispielsweise Systematic Coronary Risk Evaluation 2 [SCORE2], „SCORE2-older persons“ [SCORE2-OP]) sowie des Lebenszeitrisikos (unter anderem „lifetime-perspective cardiovascular disease model“ [LIFE-CVD]), die die Grundlage für eine Therapieentscheidung bilden. Spezielle Gruppen mit bekanntermaßen erhöhtem kardiovaskulärem Risiko (familiäre Hypercholesterinämie, Diabetes mellitus, chronische Nierenerkrankung) werden unter Einbeziehung erkrankungsspezifischer Parameter stratifiziert und zielwertorientiert lipidsenkend therapiert.