Für einen differenzierenden Unterricht, der sich den Lernvoraussetzungen und dem -fortschritt der Schüler*innen anpasst, ist die adäquate Einschätzung ihrer Kompetenzen eine grundlegende Voraussetzung. Um diese Einschätzung vorzunehmen und somit der Heterogenität der Schüler*innen Rechnung zu tragen, stellt die Diagnosekompetenz der Lehrkräfte eine wichtige Grundlage dar. Es handelt sich also um eine bedeutsame Facette professioneller Kompetenz. Welche Merkmale der Beurteiler*innen sowie Schüler*innen diese beeinflussen, ist in der bisherigen Forschung allerdings noch nicht klar. Zwar widmen sich mittlerweile vielfältige Studien diesem Thema, sie kommen jedoch zu unterschiedlichen Ergebnissen und systematische Betrachtungen wurden bisher kaum durchgeführt. Daher wird in diesem Beitrag ein systematisches Literaturreview vorgestellt, das einerseits die Ergebnisse der 31 einbezogenen Veröffentlichungen (aus Deutschland) vorstellt und anhand derer ableitet, welche Faktoren möglicherweise im Zusammenhang mit der Diagnosekompetenz stehen. Andererseits wird durch die Beurteilung der Forschungsdesigns noch einmal die Notwendigkeit weiterer systematischer Untersuchungen mit hohem Evidenzgrad unterstrichen.